Die erste gute Wohnung damals

Lankow • „Hier war keine Straße, kein Weg, nur Lehm“, erinnert sich die 82-Jährige an ihren Einzug 1970 in die Edgar-Bennert-Straße. „Wer mit dem Gummistiefel stecken blieb, bekam den nicht mehr raus.“ Nichtsdestotrotz schätzten sich Alrun Parbs, ihr Mann Alfred und die zwei Töchter überglücklich. „Die Neubauten waren etwas sehr Besonderes. Wir kamen uns reich vor.“

Umziehen war zu der Zeit nämlich nicht so einfach. Ein Antrag musste bewilligt werden. Lange hatte die vierköpfige Familie in einem alten Fachwerkhaus gewohnt, in einer 1,5-Zimmer-Wohnung. „Das Waschbecken war dort noch draußen. Plötzlich bekamen wir die Zusage für den Neubau, für eine Betriebswohnung des Kraftverkehrs, mit Toilette und sogar Wanne. Das war unglaublich“, erzählt die aufgeweckte Seniorin. „Wer vom Umzug erfahren hatte, fragte mich damals bewundernd: Was, du wohnst in Lankow?“ Alrun Parbs lacht bei der Erinnerung an damals und ihre Freundin und Nachbarin Edeltraud Depkat nickt zustimmend.

Sie kennt den langen Kampf für eine neue Wohnung genauso. Die beiden teilen Erinnerungen und neue Erlebnisse gleichermaßen. Altes und Neues kommen ebenfalls bei Alrun Parbs‘ Sammelleidenschaft zum Tragen. In der Küche zieren hunderte Eierbecher aus den vergangenen Jahrzehnten die Regale und es kommen stets weitere dazu. „Was schön ist, muss ich mir einfach hinstellen“, sagt Alrun Parbs lächelnd und rückt liebevoll ein niederländisches Figürchen zurecht.

Es sind viele Souvenirs der Familie darunter. Überhaupt schätzt die Seniorin Nostalgisches. Mit der heutigen WGS-Wohnung verbindet sie allerlei wichtige Momente – Geburtstage, die Polterabende ihrer Töchter Christiane und Kerstin und ihre eigene Silberhochzeit. „Das war meine erste gute Wohnung damals“, sagt sie. „Von hier wegzuziehen käme nie für mich in Frage“, ist Alrun Parbs sich sicher.