Sie hatten das Los für die Wohnung gezogen

Großer Dreesch • Ihre Wohnung in der Schäferstraße hatte noch eine Ofenheizung und eine Toilette im Treppenhaus – für drei Familien. Als Kurt Zube 1981 die Chance auf eine Wohnung in der Andrej-Sacharow-Straße bekam, bewarb er sich sofort und war sehr ehrgeizig dabei.

„Ich habe beim Zuständigen im Industriekombinat nicht lockergelassen“, erinnert er sich. Es hat sich gelohnt: Der damalige Baumaschinist und seine Frau bekamen die Wohnung zugeteilt. Als das feststand, folgte die nächste Unbekannte in Sachen neues Zuhause, denn: „Wer von den zugeteilten Mietern welche Wohnung im Haus bekam, wurde tatsächlich ausgelost.“ Familie Zube zog in die vierte Etage und war glücklich. „Neue Heizung, alles saniert, eine eigene Toilette – wie das für uns war, versteht heute nur, wer früher ebenfalls anders gewohnt hat“, so die ehemalige Erzieherin. Noch heute schätzen beide ihr Umfeld und haben dem Drängen von Freunden, nach der Wende wegzuziehen, nicht nachgegeben: „Dazu hatten wir nie Veranlassung. Wir haben Wald und See in der Nähe, mehrere Supermärkte, sämtliche Ärzte, das WGS-Mietercenter schräg gegenüber und andere Kulturen sind wunderbar integriert“, so die 66-Jährige. „Ganz zu Beginn musste man sich allerdings erst einmal annähern“, räumen Kunigunde und Kurt Zube ein. „Das Haus gegenüber war zum Beispiel der deutsch-sowjetische Freundschaftsblock. Die Fenster und Balkone der russischen Bewohner waren mit Zeitungspapier beklebt und überall hingen getrocknete Fische. Das war gewöhnungsbedürftig“, sagen beide lachend. Die Mieterin erinnert sich genau, als das Munitionslager ganz in der Nähe explodierte und sie ängstlich mit den zwei Kindern auf Evakuierung wartete. Kurt Zube erzählt von Festen der Hausgemeinschaft im Waschkeller und ein Foto zeugt davon, wie sich die sowjetischen Soldaten beim Abzug 1993 vor den Westautos ablichten ließen. Es ist viel passiert in den 40 Jahren – Fortsetzung folgt, denn beide sind hochzufrieden mit ihrem Zuhause und der WGS. „Ein großes Dankeschön“, sagt Kunigunde Zube. „Wir fühlen uns bestens aufgehoben und bleiben hier gerne zuhause.“