„Wir investieren 40 Millionen Euro"
Schwerin – Das städtische Wohnungsunternehmen hat sich in den vergangenen Jahren neu aufgestellt und will nun seine Vorreiterrolle in der Landeshauptstadt deutlicher ausfüllen. Die hauspost sprach mit Daniel Meslien (SPD), Aufsichtsratsvorsitzender der WGS seit sechs Jahren.
hauspost: Ist das Unternehmen wieder manövrierfähig im offenen Fahrwasser?
Meslien: Ja, die Mitarbeiter, die Geschäftsführung und auch der Aufsichtsrat haben in den vergangenen Jahren ihre Hausaufgaben gemacht und steuern nun wieder im offenen Fahrwasser. Das werden insbesondere unsere Mieter positiv zu spüren bekommen. Die ganz schweren Monate sind geschafft.
hauspost: Wer hat die Krise beim größten Wohnungsunternehmen der Stadt verschuldet?
Meslien: Nach der Wende zogen viele Bürger der Arbeit oder der Ausbildung nach. Diese Haushalte fehlen uns. Hinzu kamen politische Fehler und Projekte, die aus wohnungswirtschaftlicher Sicht falsch waren. Negativ wirken sich die Altschulden aus. Diese ursprünglich fast 80 Millionen Euro musste die WGS nach der Wende übernehmen und bis heute mit sehr hohen Tilgungen bedienen. Diesen Krediten stehen keine Immobilien gegenüber, die diese Zahlungen erbringen können. Die guten Häuser der WGS müssen diese Last zusätzlich tragen. Gegenwärtig verhandeln wir Lösungen mit den Banken, der Stadt und dem Land. Erste gute Ergebnisse wurden erzielt.
hauspost: Kann die WGS wieder mehr Geld für die Sanierung und den Neubau von Wohnungen ausgeben?
Meslien: Bis 2019 wollen wir 40 Millionen Euro in den Bestand und für Neubauten investieren. Wir sind kreditwürdiger als zuvor und werden unseren Wohnungsbestand aufmöbeln.
hauspost: Wie ist das möglich? Das Wohnungsgeschäft hat sich doch nicht vergrößert?
Meslien: Wir sind Marktführer in Schwerin mit einem hohen Anspruch. Wir wollen für alle Bevölkerungsgruppen Wohnraum von besonders günstig bis sehr komfortabel anbieten. Deshalb mussten wir uns von einigen unwirtschaftlichen Objekten trennen. Zusätzlich haben wir den Service für unsere Mieter aufgestockt. Zum Beispiel arbeiten jetzt deutlich mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Wohnungsvermittlung und für die Betreuung unserer Mieter. Es ist jetzt schon in den Zahlen und in den Reaktionen eine deutliche Verbesserung der Situation abzulesen.
hauspost: Welche Investitionen sind für 2016 geplant?
Meslien: Das Hochhaus in der Rahlstedter Straße wird umfänglich für rund vier Millionen Euro saniert. Dazu gehören Fahrstühle, die auf jeder Etage anhalten können. Flure werden malermäßig instandgesetzt und neue Brandschutztüren eingebaut. Einige Straßen weiter in der Edgar-Bennert-Straße schließen wir an den Wohnhäusern die Balkonlücken, damit jede Wohnung ihren natürlichen Kühlschrank oder Sommeridyll bekommt.
hauspost: Werden Neubauten und Modernisierungen im kommenden Jahr umgesetzt?
Meslien: In der Wuppertaler Straße wird ein Wohnblock abgerissen, dessen Sanierung zu teuer wäre. Dafür bauen wir an gleicher Stelle zwei moderne dreietagige Stadthäuser mit Fahrstuhl, seniorengerechten Einbauten und schönem Umfeld. Ebenfalls in Neu Zippendorf, in der Neubrandenburger Straße, unterziehen wir 60 Wohnungen und Hausfassaden einer komplexen Sanierung, Fahrstühle werden installiert sowie Fenster und Türen erneuert. Das ist schon sehr umfangreich, was wir hier anstreben.
hauspost: Welches Ziel wurde an die Belegschaft ausgegeben?
Meslien: Wir wollen nicht einfach nur Marktführer in Schwerin sein, sondern wieder stärker der Wunschvermieter für breite Schichten der Bevölkerung werden. Dafür müssen wir etwas tun und ich habe das Gefühl, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der WGS genauso empfinden.
hauspost: Was wird der Mieter davon haben?
Meslien: Mit unserem Geschäftsführer Thomas Köchig haben wir einen Kapitän an Bord, der auch mal um die Ecke denken kann und mutig genug ist, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen. Die Wünsche der Mieter stehen im Vordergrund. Früher war es undenkbar, Mieterwünsche zu Wandfarben oder Bodenbelägen bei Neubezug einer Wohnung zu berücksichtigen. Heute ist das selbstverständlich.
hauspost: Die WGS war ja immer eine große Unterstützerin sozialer, kultureller und sportlicher Projekte. Wird das so bleiben können?
Meslien: Wie gesagt, im Vordergrund stehen die Mieter mit ihren Anliegen. Da, wo die Unterstützung solcher Projekte für Mieter in ihrem Umfeld, in der Gestaltung ihrer Freizeit oder Förderung von Entwicklungen nachhaltig Bedeutung hat, wird es das weiter geben. Wir werden aber nicht auf Kosten der Wohnungsausstattungen oder notwendigen Reparaturen dabei sein.
hauspost: Sie sagen immer wieder gern, dass die WGS künftig moderner und flexibler sein muss. Geht aus diesem Grund auch eine neue Homepage im Frühjahr an den Start?
Meslien: Wir wollen damit die Kommunikation mit unseren Mietern und potenziellen Mietern deutlich verbessern. Dazu gehören eine transparente Darstellung, schnelle Such- und Servicefunktionen, die auch über Smartgeräte genutzt werden können sowie ein Mieterportal mit internen Informationen. Wichtig ist, dass unsere Mieter einen Mehrwert haben und wir uns als Unternehmen wieder auf Kurs befinden.
Daniel Meslien ist in den Stadtteilen Großer Dreesch und Neu Zippendorf groß geworden, lebte schon mit seinen Eltern bei der städtischen Wohnungsgesellschaft zur Miete und später auch mit seiner Familie. Bevor seine Tochter vor wenigen Jahren geboren wurde, baute er sich ein Haus in der Gartenstadt. Der 37-jährige Politiker engagiert sich seit 2002 ehrenamtlich in der Stadtvertretung. Seit 2004 arbeitet er ebenfalls ehrenamtlich im Aufsichtsrat der WGS und übernahm 2009 den Vorsitz.
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